Meine Heimatstadt Sindelfingen habe ich bereits vor 16 Jahren verlassen, aber lebe noch immer in der Region. Schon damals gab es das sogenannte Radelrund. Dabei handelt es sich um einen beschilderten Rundradweg, der auf knapp 37 Kilometern die beiden Städte Sindelfingen und Böblingen umrundet.
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Sindelfingen ist mit rund 65.000 Einwohnern die größere der beiden Städte, wohingegen Böblingen mit seinen gut 51.000 Einwohnern zwar kleiner ist, sich dafür aber freuen darf Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises (Autokennzeichen BB) zu sein. Beide Städte verbindet eine nachbarschaftliche Rivalität, was heutzutage aber glücklicherweise an Brisanz verloren hat. In immer mehr Bereichen arbeiten beide Städte zusammen. Bestes Beispiel: Momentan entsteht mit dem Flugfeldklinikum ein neues Krankenhaus gemeinsam für beide Städte. Es wird die beiden Krankenhäuser ersetzen, die bislang rechtlich zwar schon zusammengehören, aber eben in unterschiedlichen Städten stehen. Dabei sind Sindelfingen und Böblingen eigentlich zusammengewachsen und die einzig sichtbare Grenze ist die Autobahn, die beide Städte voneiner trennt. Wäre diese nicht vorhanden, könnte man nur am Ortsschild merken, dass man sich nun einer anderen Stadt befindet. Wo man das heute gar nicht mehr merkt, ist im Stadtteil Flugfeld. Dabei handelt es sich um einen gemeinsamen Stadtteil beider Städte. Auf dem Ortsschild steht dort „Flugfeld“ und darunter „Böblingen / Sindelfingen“. Innerhalb des Stadtteils ist nicht erkennbar, ob man sich gerade in Böblingen oder Sindelfingen aufhält. Tatsächlich war die Zusammenlegung beider Städte in den 70er Jahren auch tatsächlich schon beschlossene Sache. Diese scheiterte an einem Formfehler, sodass das zuständige Gericht diese untersagte. Ein zweiter Anlauf wurde nicht unternommen.
Es geht los!
Genug der Vorrede, schwingen wir uns aufs Rad! Da es sich um einen Rundkurs handelt, kann man an jeder beliebigen Stelle einsteigen. Es gibt genügend geeignete Einsstiegsstellen mit kostenlosen Parkmöglichkeiten. Wir parkten auf einem Wanderparkplatz zwischen Holzgerlingen und Böblingen, von dem wir noch wenige Meter bis zum Radelrund fahren mussten. Einfacher zu finden ist und mit mehr Parkmöglichkeiten ist der Parkplatz in der Straße „Im Zimmerschlag“ in Böblingen. Dort kann man zeitlich unbegrenzt kostenlos parken und es gibt sogar einen legalen und ebenfalls kostenlosen Wohnmobillstellplatz mit Frischwasser und Entsorgungsstation. Auch wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann an dieser Stelle einsteigen. Die Schönbuchbahn hält wenige Meter entfernt, Haltestelle Böblingen Zimmerschlag. Wer aus dem Norden kommt, der kann auch in Maichingen gut einsteigen. Dort sollten kostenlose Parkmöglichkeiten zu finden sein und mit der S60 hält hier auch die S-Bahn direkt neben dem Radelrund.
Das Radelrund ist in beide Richtungen ausgeschildert. Theoretisch ist es also ohne Kartenmaterial oder elektronische Navigation befahrbar. An den meisten Stellen klappt das mit der Beschilderung auch ganz gut, aber leider nicht überall. An der ein oder anderen Stelle wäre ich wahrscheinlich falsch abgebogen, hätte ich die GPX-Datei nicht zuvor in Komoot geladen. Anscheinend musste hier und da die Wegführung aufgrund veränderter Gegebenneiten auch angepasst werden und scheinbar hielt die Beschilderung da nicht immer Schritt. An einer Stelle wollte uns selbst die GPX-Route durch ein offenbar frisch eingezäuntes Gebiet schicken. Das ließ sich mit dem Blick auf die Karte allerdings mühelos umfahren.
Wir nahmen für die Runde unsere Gravelbikes, geeignet sind allerdings auch normale Fahrräder und E-Bikes, abgesehen von Rennrädern. Die meiste Zeit fährt man nämlich durch den Wald oder durch Wiesen und Felder. Denn die Route soll uns ja um beide Städte herumführen. Wer Sindelfingen und Böblingen noch nicht kennt und kennenlernen möchte, der ist mit dem Radelrund also nicht gut bedient. Sightseeing ist hier nicht das Ziel. Trotzdem kommt man an mehreren Stellen auch durch besidelte Gebiete, bspw. durch die Stadtteile Dagersheim (Böblingen), Darmsheim, Viehweide und Maichingen (alle Sindelfingen). In letzterem nutzten wir die Möglichkeit der Einkehr in Ingrids Glückswelt, direkt am Bahnhof Maichingen. Mit Kaffee und Kuchen fühlten wir uns tatsächlich wie in einer Glückswelt, sehr zu empfehlen! Wer Lust hat stöbert noch in den Regalen mit verschiedenen Geschenkartikeln und Postkarten, die hier ebenfalls zu finden und kaufen sind.
Im Böblinger Wald befindet sich direkt an der Strecke die errechnete Mitte Baden-Württembergs. Eine Tafel am Wegesrand macht auf diesen Umstand aufmerksam. Wer möchte kann den Weg zu Fuß noch einige Meter verlassen und findet dort an der exakten Stelle einen Granitstein als Markierung.
Die Erlebnisregion Stuttgart preist das Radelrund als familienfreundliches Radeln an. Tatsächlich trifft dies auch auf den allergrößten Teil der Runde zu. Die Steigungen sind machbar und die Wegführung fast komplett auf autofreien Wegen. Aber leider nicht ganz. Im Sindelfinger Osten verlässt man das Wohngebiet Viehweide und muss dann ein kurzes Stück (vielleicht 100 Meter) auf der Landstraße fahren, bevor man diese wieder in den Wald verlassen kann. Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, sollte sich dessen bewusst sein!
Fazit:
Uns hat das Radelrund Spaß gemacht. Die Strecke von rund 37 Kilometern ist ohne Probleme am Stück zu schaffen und die Wegführung angenehm. Die meiste Zeit ist man in der Natur, wobei man mit dem Wald im Osten und Feldern und Wiesen im Westen Abwechslung hat, unterbrochen von kurzen Abschnitten innerhalb der Stadtteile. Die Route ist schön, aber nicht spektakulär. Aber immer im Umfeld des eigenen Wohnorts unterwegs zu sein ist ja langweilig, von daher hatten wir unseren Spaß. Wer nicht aus der Gegend kommt und hier Urlaub verbringt, der findet auf der Schwäbischen Alb aber sicherlich schönere Routen.
Es ist ratsam sich die Route in Papier- oder digitaler Form mitzunehmen, falls man von der ausgeschilderten Route abkommt.
Seid ihr das Radelrund auch schon gefahren? Falls ja, dann lasst uns gerne einen Kommentar da, wie es euch gefallen hat.
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