Es gibt fast niemanden, der keine eigene Meinung zur Anthroposophie und ihrem Begründer Rudolf Steiner hat. Dabei gibt es nur wenige Menschen, die sich mit dem Thema wirklich gut auskennen. Nun, ich bin selbst kein Anthroposoph, habe aber seit vielen Jahren im beruflichen Kontext viel Kontakt mit der Materie. Zuvor verband ich Rudolf Steiner zwar mit der Waldorfschule und wusste, dass deren Schüler nicht sitzen bleiben, dafür aber ihren Namen tanzen können. Damit war dann aber auch schon alles gesagt, was ich dazu sagen konnte.

Dornach – oder: Die wahrscheinlich größte Anhäufung anthroposophischer Architektur

Dornach ist ein Dorf im Schweizer Kanton Solothurn mit weniger als 7.000 Einwohnern, 20 Autominuten südlich von Basel und somit auch nicht allzu weit von der deutschen Grenze entfernt. Hier befindet sich der Hauptsitz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die mit dem Goetheanum (benannt nach Johann Wolfgang von Goethe) hier ein sehr eindrucksvolles Hauptquartier vorweisen kann. Es ist ein Bau, der die Individualität und Kreativität (was ich bewusst ohne Wertung meine!) Rudolf Steiners widerspiegelt. Der massive Sichtbetonbau verzichtet praktisch komplett auf rechte Winkel, sowohl außen als auch im Gebäude. Gelegen auf einem Hügel trohnt das Gebäude wahrlich und entfaltet seine imposante Wirkung. Umgeben ist es von unzähligen kleineren Gebäuden im „organischen“ Baustil, jedes für sich einzigartig und originell. Das heutige (Zweite) Goetheanum wurde in den Jahren 1925 bis 1928 erbaut, nachdem das erste Goetheanum in der Silvesternacht 1922/23 durch Brandstiftung zerstört wurde.

Das Heizhaus von 1914

Auch wenn ich zu keinem Anthroposophen geworden bin, so fand ich das Gebäude auf Fotos schon immer spannend und der Wunsch es zu besichtigen existierte schon eine Weile. Letztes Jahr setzte ich das Vorhaben endlich in die Tat um und machte mich auf zu einer mehrtägigen One-Man-Tour in die Schweiz.

Wer beim Geocaching auch seine Statistik im Auge hat, der wird wahrscheinlich auch versuchen seine Landkarten möglichst voll zu bekommen. Ich gehöre zumindest zu jener Spezies, wenngleich nicht ganz exzessiv. In Ländern, in denen ich aber voraussichtlich immer wieder bin, da versuche ich schon in den einzelnen Bundesländern, Departements bzw. in diesem Fall Kantonen jeweils mindestens einen Cache zu finden, damit die entsprechende Fläche auf der Map eingefärbt wird. Auf dem Weg zum Goetheanum (Kanton Solothurn) kann man gut die beiden Halbkantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft abhaken. Für die meisten Deutschen wird es aber ratsam sein, sich bereits zu Hause nach ein paar geeigneten Dosen umzusehen und diese offline zu speichern, denn die Schweiz ist ja bekanntlicherweise kein EU-Mitglied und dementsprechend gibt es dort auch kein kostenloses Roaming. Das erschwert die spontane Dosensuche oder verursacht zumindest zusätzliche Kosten, auf die ich zumindest immer gerne verzichte.

Vor dem Besuch des Goetheanums empfehle ich einen schnellen Zwischenstopp beim TB-Hotel „Reha Dr. Phu“ (GC7Q1NR). Dieses befindet sich in Dornachs Nachbargemeinde Arlesheim, das in Basel-Landschaft liegt und somit sich gut für den schnellen Statistikpunkt in diesem Kanton eignet. Es würde dem Cache aber nicht gerecht, ihn als reinen Statistikfüller zu betrachten, denn 439 Favoritenpunkte seit 2018 sprechen eine deutliche Sprache. Bereits über 10.000 Gäste zählte das TB-Hotel, in dem diese gut umsorgt werden. Bei meinem Besuch war es gut besucht und ich konnte nicht nur einen neuen Gast einchecken lassen, sondern auch einen abreisewilligen Gast mitnehmen.

Anschließend ging es aber endlich zum Goetheanum. Kostenpflichtige Parkplätze sind am Goetheanum selbst reichlich vorhanden, allerdings würde ich empfehlen unten im Dorf kostenlos zu parken. In wenigen Gehminuten hat man das weitläufige Gelände von dort erreicht.

Der 2008 versteckte Multicache GC1H3PQ kann 478 Funde vorweisen und hat 52 Favoritenpunkte erhalten. Er führt einen über das gesamte Gelände, sodass man alle wichtigen Gebäude zu sehen bekommt. Es empfiehlt sich, die Cachebeschreibung auszudrucken, damit man alle Zahlenwerte notieren und die Zielkoordinaten leicht errechnen kann.

Auch im Innenraum wird auf rechte Winkel weitgehend verzichtet

Das Goetheanum selbst zu betreten ist nicht nötig, allerdings empfehlenswert. So kann man sehen, wie sich die organische Architektur, die weitgehend ohne rechte Winkel auskommt, auch im Innenraum fortsetzt. Das ist während der Öffnungszeiten kostenlos möglich. Der große Saal ist allerdings nur zwischen 13:30 Uhr und 14:30 Uhr zu besichtigen und nur im Rahmen einer kostenpflichtigen Führung zu betreten. Das hat bei mir zeitlich nicht gepasst, wäre aber wahrscheinlich durchaus sehenswert.

Das Glashaus von 1914 wurde als Schleifatelier für die farbigen Fenster des Großen Saales des Goetheanum erbaut.

Sitzmöglichkeiten zum gemütlichen Berechnen der Finalkoordinaten gibt es rund um den Monumentalbau genügend. Die Dose ist, wenn man richtig ermittelt und gerechnet hat, gut zu finden. Sie befindet sich außerhalb des Geländes. Somit kann man sich ohne schlechtes Gefühl frei auf dem Gelände bewegen, seine Werte ermitteln ohne etwas „Verbotenes“ zu tun. Muggels auf dem Gelände sind daher kein Problem und das Final ist ruhig genug gelegen.

Haus Duldeck, erbaut 1915

Von mir gibt es eine blaue Schleife und ich spreche eine absolute Empfehlung aus, auch für jene, die nicht viel von Rudolf Steiner halten. Es ist einfach ein architektonisch spannendes Areal, das man losgelöst von der dahinterstehenden Weltanschauung bestaunen und besichtigen kann.