Radfahren macht Spaß. Nicht allen Menschen, aber wir gehören zu jener Gruppe, die das für sich behaupten können. In diesem Jahr soll unser Urlaub daher auch erstmals auf dem Sattel verbracht werden. Gleich zwei Radreisen haben wir uns vorgenommen, aber davon werdet ihr zu späterer Zeit dann ausführlich hier im Blog lesen können.

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Für die nötige Ausdauer, die eine Radreise erfordert, ist Training natürlich unabdingbar. So nutzte ich einen freien Tag mit schönstem Februarwetter für eine Solo-Radtour als Trainingseinheit. Zwar fahre ich auch gerne ins Blaue, aber insbesondere für längere Strecken finde ich es äußerst motivierend ein Ziel zu haben. Ohne besonderen Grund kam mir da der Grüne Heiner in den Sinn. Der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Kriegstrümmern aufgetürmte Schuttberg überragt seine Umgebung um 80 bis 90 Meter. Der Gipfel liegt knapp unter der Marke von 400 Metern über dem Meeresspiegel (397,3m). Damit muss er sich mit Rang 2 der höchsten Schuttberge Stuttgarts zufrieden geben. Der vielleicht bekanntere, auf jeden Fall besser besuchte Sieger ist der „Monte Scherbelino“, der offiziell auf den Namen Birkenkopf hört. Mit seiner Höhe von 509,4m überragt er den Neckar um rund 300 Meter. Dementsprechend besser ist auch die Aussicht dort. Wer beide Berge noch nicht kennt, dem sei daher der Birkenkopf ans Herz gelegt.

Ich kenne letzteren aber zur Genüge, auf dem Grünen Heiner war ich hingegen noch nie. Wie aber tausende andere Menschen bin ich schon oft an ihm auf der nebenan verlaufenden A81 vorbeigefahren. Mit seiner 1999 gebauten Windkraftanlage auf dem Gipfel (der einzigen weit und breit) ergibt sich ein unverwechselbares markantes Bild, sodass der Blick bei der Autobahnfahrt jedes Mal unweigerlich wenigstens kurz auf den künstlich angelegten Berg fällt.

Bei der Routenführung verließ ich mich wie meistens auf die Fähigkeiten von Komoot.

Erster Abschnitt: Auf dem Bundeswanderweg durch das Siebenmühlental

Fahre ich zu Hause los, dann habe ich nach wenigen Kilometern durch den Wald den Bundeswanderweg erreicht. Dieser heißt so, weil er analog einer Bundesstraße für Autos ein Wanderweg ist, der sich im Besitz des Bundes befindet. Das rührt wahrscheinlich daher, dass der komplett asphaltierte (Rad-)Wanderweg auf der ehemaligen Bahnstrecke Leinfelden-Waldenbuch verläuft und somit im Besitz der Deutschen Bundesbahn war.

Bahnhof Steinenbronn am Bundeswanderweg
Der Bundeswanderweg verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse. Hier vorbei am ehemaligen Bahnhof Steinenbronn.

Ein asphaltierter Wanderweg auf einer ehemaligen Bahntrasse – das ist eine perfekte Radstrecke. Leichte Steigungen, keine scharfen Kurven. So macht Radfahren Spaß! Zumindest wenn nicht gerade Sommer und Wochenende zusammenkommen. Dann ist der Bundeswanderweg nämlich so gut von Wanderern und Radfahrern (sowohl Rennradfahrer als auch Familien mit kleinen Kindern) gefüllt, dass niemand der Nutzenden so richtig stressfrei auf seine Kosten kommt. Kein Wunder, ist der Weg nicht nur angenehm zu befahren sondern auch landschaftlich schön gelegen. In großen Teilen führt der Wanderweg durch autofreie schöne Talabschnitte. Wermutstropfen ist jedoch die Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens, innerhalb derer sich der Weg befindet. Heute erinnert leider nicht mehr viel an die bereits 1955 eingestellte Bahnlinie. Erhalten sind die schönen steinernen Bahnhöfe (heute alle in Privatbesitz), einige Viadukte sowie die mittlerweile etwas überwachsenen Betonfundamente der nicht mehr existenten hölzernen Wartehäuschen an den Haltepunkten ohne Bahnhofsgebäude.

Mehrere der Mühlen im Siebenmühlental (erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt) beheimaten heute gastronomische Angebote, die gute Einkehrmöglichkeiten für Radfahrer darstellen. Anders als der Name vermuten lässt, befinden sich aber elf Mühlen im Siebenmühlental von ursprünglich 13 Stück. Tatsächlich als Getreidemühle im Betrieb ist aber nur noch die Eselsmühle, die mit Tieren, Hofladen, Gaststätte und Biergarten zu einem minimalen Umweg einladen.

Zweiter Highlight-Abschnitt: Bärensee und Bärenschlössle

Nach dem Siebenmühlental folgt ein Abschnitt durch die Zivilisation. In Stuttgart-Vahingen durchquere ich das weitläufige und belebte Universitätsgelände, bevor ich mich im Wald befinde. Bereits nach kurzer Zeit erreiche ich den Wald und fahre zwischen Pfaffensee und Neuem See hindurch und gelange dann zum Bärenschlössle, das am dritten von drei benachbarten Seen liegt, dem Bärensee.

Bärensee
Bärenschlössle

Das Bärenschlössle mit den drei Seen (wobei das Wasser des Bärensees momentan wegen der Sanierung eines Damms derzeit noch abgelassen ist) ist ein äußerst beliebtes Naherholungsgebiet. An Wochenenden bekommt man auf den umliegenden Wanderparkplätzen den ganzen Tag über nur schwer einen Parkplatz, sodass das Fahrrad das beste Fortbewegungsmittel ist um hier einzukehren oder sich auch nur das Schlössle anzusehen. Der heutige Bau beheimatet eine Selbstbedienungsgastronomie und wurde 1817 von König Wilhelm von Württemberg erbauen gelassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und einem Brand im Jahr 1994 wurde das Schloss jeweils wieder aufgebaut, sodass es sich nicht mehr um die originale Bausubstanz handelt.

Ohne Umwege: 3 Kilometer ohne Kurve zu Schloss Solitude

Vom Bärenschlössle führt ein kerzengerader, asphaltierter Waldweg zum Schloss Solitude. Das im 18. Jahrhundert unter Herzog Carl Eugen von Württemberg erbaute Jagd- und Repräsentationsschloss liegt auf einem langgezogenen Höhenrücken zwischen den Städten Leonberg, Gerlingen und Stuttgart. Vom Schloss aus kann man die Aus- und Weitsicht Richtung Ludwigsburg genießen. Viel schöner ist aber das Schloss selbst. Der Schlossgarten ist kostenlos besuchbar. Wer Schloss Solitude von innen besichtigen möchte bezahlt 6 Euro Eintritt.

Schloss Solitude

Sie haben Ihr Ziel erreicht: Grüner Heiner

Nach dem Kurzen Stopp am Schloss führte mich Komoot durch Gerlingen und Stuttgart-Weilimdorf bevor ich mein eigentliches Ziel, den Grünen Heiner erreichte. Der Gipfel ist auf einem asphaltierten Weg, der sich schneckenförmig nach oben windet, auch mit dem Fahrrad gut erreichbar.

Ich vor dem Grünen Heiner

Der Gipfel bietet einen 360-Grad-Rundumblick. Die Aussicht lohnt, ist von dem, was man sehen kann aber nicht die „Creme de la creme“. Autobahn und Industriegebiet sind nebenan, die Weitsicht weiß aber schon zu begeistern. Von daher würde ich sagen, dass der Besuch schon lohnt, wer aber als Tourist nur wenig Zeit in der Gegend hat, dem sei der andere Schuttberg, der Birkenkopf eher ans Herz gelegt.

Aussicht vom Grünen Heiner
Die Aussicht vom Grünen Heiner

Vom Grünen Heiner bin ich dann noch über Zuffenhausen bis in die Stuttgarter Innenstadt gefahren, von wo ich mit der S-Bahn die Heimreise antrat.

Rückfahrt mit der S-Bahn
Rückfahrt mit der S-Bahn

Fazit

Es war eine abwechslungsreiche Radtour mit schönen Etappen und Sehenswürdigkeiten. Die Tour 1:1 nachzufahren macht für die Leser sicher nicht so viel Sinn, bietet aber hoffentlich Anregungen für die eigene Routenplanung. Die beschriebenen Highlights lassen sich auch gut in eigene Radtour, auch als Rundkurs, integrieren. Besonders den Bundeswanderweg durchs Siebenmühlental und die beiden Schlösser lege ich besonders ans Herz.