Gerade einmal eine Woche war seit unserem explosiven Wochenende im Elsass vergangen, da hat es uns schon wieder nach Frankreich verschlagen. Auch dieses Mal waren wir wieder im Gebiet Elsass / Vogesen unterwegs, nun aber ohne Explosionen, was in diesem Fall aber eher als Nachteil zu werten ist. Aber beginnen wir am Anfang…

Anders als eine Woche zuvor waren wir über Silvester mit Gunnar unterwegs, unserem T4. Gunnar ist einige Jährchen älter als Luigi und war in seinem ersten Leben ein städtisches Fahrzeug. Wenig verwunderlich ist daher, dass Gunnar keine Standheizung vorweisen kann. Zum unverzichtbaren Urlaubsgepäck gehörten daher Wärmflaschen.

Die erste Nacht verbrachten wir mitten im Wald an einem „Hexenhäusle“, wie es im entsprechenden Eintrag in Park4Night genannt wird. Unheimlich war es hier nicht, dafür aber umso matschiger. Aus diesem Grund parkten wir nahe an der Straße, was zwar keinen Sichtschutz bot aber die Gefahr, sich festzufahren, reduzierte. Die Nacht war sehr ruhig, lediglich zwei Fahrzeuge, die gemeinsam unterwegs waren, nahmen wir in der Nacht wahr.

Wanderung auf den Donon

Nach der ersten Übernachtung fuhren wir zum Startpunkt unserer ersten Wanderung, die uns auf den 1.009 Meter hohen Donon führte. Gemeinsam mit dem gleich hohen Rocher de Mutzig ist der Donon der höchste Berg der Nordvogesen. Dieser ist weithin sichtbar und neben seiner Höhe auch für die Rekonstruktion des Vosegustempels bekannt, die Napoleon III. 1869 auf dem Gipfel errichten ließ. Auf dem Weg zum Gipfel passieren Wanderer Reste keltischer und römischer Kultanlagen, die dem Gott Vosegus geweiht waren, welcher als Namensgeber der Vogesen gilt.

Aufstieg zum Donon
Aufstieg zum Donon

Wir parkten auf dem kostenlosen Parkplatz Col du Donon. Der Weg auf den Gipfel führt durch den Wald auf einem Weg mit Wurzeln und Steinen. Wanderschuhe sind hier ratsam. Kinder ab dem Schulalter sollten den gut 4,5 Kilometer langen Aufstieg bewältigen können. Der Weg zum Gipfel ist gut ausgeschildert, sodass hier keine Orientierungshilfen nötig sind. Der Weg ist im wahrsten Sinne des Wortes steinig, in diesem Fall ist das aber eher positiv zu werten. Die teils kleinen, teils großen Steine machen den Unterschied zu einem gewöhnlichen Waldweg und laden Klein und Groß zum Bauen der überall verbreiteten Steinmännchen ein.

Überreste keltischer Vergangenheit

Die erwähnten Reste aus römischer und keltischer Zeit sind spannend, die Erklärungen allerdings nur auf Französisch vorhanden. In Zeiten heutiger Übersetzungs-Apps ist das aber kein Problem. Auf dem Gipfelplateau sind die Informationen dann aber auch auf Deutsch geschrieben. Vom Gipfel soll man bei guter Sicht bis in die Alpen und in den Schwarzwald sehen können. Das war uns leider vergönnt, aber wir wurden trotzdem mit einer sehenswerten Aussicht belohnt. Auch die Geocaching-Statistik freute sich über einen Fund: Mit über 100 Favoritenpunkten befindet sich GC1DQ4B in unmittelbarer Nähe des Tempels, lässt sich aber dennoch muggelfrei loggen.

Vosegustempel
Vosegustempel auf dem Donon

Die zweite Nacht verbrachten wir in Gunnar wieder im Wald, diesmal auf einem Wanderparkplatz an einem kleinen See. Die Zivilisation war hier nicht weit und Gassigänger mit ihren Hunden kamen hier zu Fuß oder mit dem Auto vorbei, aber auch hier hatten wir eine ruhige Nacht ohne Probleme.

Unexplosiver Jahreswechsel

Wohnmobilstellplatz in Raon-l’Étape
kostenloser Wohnmobilstellplatz in Raon-l’Étape

Anschließend verbrachten wir zwei Tage im 6.000-Einwohner-Örtchen Raon-l’Étape. Die Gemeinde bietet einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz mit fünf Plätzen an, direkt neben dem Fluss Meurthe. Die einzelnen Plätze sind grasbewachsen und mit Hecken voneinander abgetrennt, die im Sommer sicherlich einen guten Sichtschutz bieten. Im Winter ist das nicht der Fall, aber wir waren die einzigen Camper, sodass das nicht schlimm war. Direkt nebenan befinden sich das (sehr überschaubare) kommunale Freibad sowie ein Bolzplatz. Beides könnte im Sommer die Ruhe etwas beeinträchtigen. Positiv ist aber eine kostenlose, selbstreinigende Toilette, wobei die Selbstreinigung während unseres Aufenthaltes nicht funktionierte, da die Toilette – absichtlich oder unabsichtlich – von Toilettenpapier verstopft war. Prinzipiell aber ein toller Platz und das auch noch kostenlos! Einkaufsmöglichkeiten sind fußläufig erreichbar.

Raclette auf dem Holzofen
Raclette im Freien auf dem Holzofen

Auf diesem Platz rutschten wir dann auch rüber ins neue Jahr. Obwohl man recht zentral steht, ist man – zumindest im Winter – recht abgeschieden und hat so ziemlich seine Ruhe. Nur wenige Menschen laufen hier vorbei. Wir heizten am Silvesterabend im Freien Emmas Holzofen ein und nutzten diesen nicht nur zur Erhitzung unseres Glühweines sondern machten darauf auch das zu Silvester traditionelle Raclette. Die Pfännchen stellten wir einfach auf den Ofen. Anders als zu Hause kommt die Hitze dann von unten anstatt von oben, aber das funktioniert wunderbar. Da kam kurzzeitig Silvesterstimmung auf. ABER: Spätestens um Mitternacht war diese dann auch wieder verflogen. Was wir nicht wussten: In Frankreich ist Feuerwerk für Privatpersonen verboten. Einige Städte organisieren wohl professionelle Feuerwerke, aber in einem kleinen Ort wie Raon-l’Étape war das verständlicherweise nicht der Fall. Somit war es fast mucksmäuschenstill, bis auf ein paar ganz wenige entfernte Raketen und Feuerwerksbatterien, die einzelne wahrscheinlich im nicht allzu weit entfernten Deutschland kauften. Das hat uns etwas gefehlt, wenngleich es in Anbetracht der Folgen für Umwelt und Tiere durchaus sinnvoll ist.

Schneewanderung um den Lac Blanc

Winterwanderung um den Lac Blanc

Am letzten Tag wollten wir nochmal wandern gehen und suchten eine Tour aus unserem Wanderführer heraus. Hoch hinaus sollte es gehen, in der Hoffnung etwas vom Schnee zu erleben, den man in der Ferne sah. Wir fuhren also in höhere Bereiche der Vogesen. Von einem kostenlosen Parkplatz aus starteten wir unsere Tour, die uns um die beiden Seen Lac Blanc und Lac Noir führen sollte. Am Ende war die Tour kürzer als geplant und wir schafften es nur den Lac Blanc zu umrunden, was zum einen der fortgeschrittenen Tageszeit (und der im Winter früh einsetzenden Dunkelheit) geschuldet war als auch der Tatsache, dass wir die GPS-Tracks des Buchs im Voraus nicht geladen hatten. Beides war nicht schlimm, wir wählten eine der kürzeren ausgeschilderten Rundwanderungen und hatten am Ende eine schöne, fast acht Kilometer lange Wanderung erlebt. Bei vorhandenem Schnee war die Runde durchaus anspruchsvoll. Oben in den Bergen war Trittsicherheit zwingend notwendig, der anschließende Abstieg erforderte sichere, bedachte Schritte. An manchen Stellen ging es auf steilen Treppen hinab. Für Kinder wäre das eindeutig nicht geeignet gewesen. Dementsprechend lautet auch der Text im Listing des einzigen Caches, den ich auf der Tour gesucht und gefunden habe: GC7VYZ3.

Sur le sentier de la Corniche du Lac Blanc

Le port de chaussures de marche est vivement recommandé. Certaines portions de sentiers sont bien caillouteuses et mettront les chevilles peu habituées à rude épreuve.
Le parcours est fortement déconseillé en hiver voire interdit sur certains tronçons (la corniche dominant le lac Blanc). Quelle que soit la saison, par temps humide, l’omniprésence de la roche sur les sentiers impose la plus grande prudence.

Deutsch: (Übersetzt mit DeepL)

Das Tragen von Wanderschuhen wird dringend empfohlen. Einige Abschnitte der Wanderwege sind sehr steinig und stellen ungeübte Fußgelenke auf eine harte Probe.
Im Winter ist von der Wanderung dringend abzuraten, und einige Abschnitte sind sogar verboten (der Felsvorsprung über dem Lac Blanc). Zu jeder Jahreszeit und bei feuchtem Wetter ist aufgrund der allgegenwärtigen Felsen auf den Pfaden äußerste Vorsicht geboten.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)

Listing von Geocache GC7VYZ3

Das hatten wir zum Glück nicht im Voraus gelesen, sodass der Listingtext uns nicht von der schönen Winterwanderung abhalten konnte. Die ausgesprochene Warnung ist aber durchaus verständlich. Einen verbotenen Abschnitt haben wir unseres Wissens nach aber nicht gewählt.

Lac Blanc
Blick auf den Lac Blanc
Abstieg zum Lac Blanc
Abstieg zum Lac Blanc

Besonders schön war die Fernsicht, stehend auf den verschneiten Bergen, hinaus in die sonnige schneefreie Landschaft unterhalb. Als die Dämmerung so langsam eintrat erreichten wir das Ufer des Lac Blancs. Von dort mussten wir noch zurück bergauf zum Parkplatz durch den Wald. Da setzte die Dunkelheit zwar ein, mit Stirnlampen ausgestattet war das aber ein ungefährlicher Rückweg. In den Bergen hätten wir ohne Tageslicht aber nicht sein wollen.

Solltet ihr die Wanderung nachmachen wollen, findet ihr unsere aufgezeichnete Tour auf Komoot.

Am Auto angekommen machten wir uns wieder auf den Heimweg. Wir hätten zwar beide noch ein paar Tage frei gehabt, die Wettervorhersage machte aber nicht unbedingt Lust auf mehr. Es war somit ein Kurzurlaub, der mit vier Nächten kürzer war als erhofft, aber sich dennoch gelohnt hat. Und Frankreich ist nicht weit, wir kommen sicherlich sehr bald wieder!